Du bist ja vor kurzem erst Schiedsrichterin geworden. Was gefällt dir bisher am besten an deinem neuen Hobby?
Am besten daran finde ich, dass man den Sport von einer ganz anderen Seite kennenlernt. Man lernt Menschen, Regeln und Situationen kennen, die man sonst als Spielerin in einer Mannschaft wahrscheinlich nicht kennengelernt hätte.
Ausserdem denke ich, dass man viele Dinge lernt, die man ins „normale“ Leben mitnehmen kann oder einem auch als Spielerin helfen.
Wie viele Spiele hast du schätzungsweise schon gepfiffen?
Da muss ich nicht schätzen, das weiss ich genau: Es sind bisher 17 Spiele.
Was war bisher dein wunderbarstes Erlebnis? Woran kannst du dich erinnern und denkst: Wow, das war so riiiichtig cool?
Da ich erst seit März 2024 Schiedsrichterin bin, konnte ich noch nicht allzu viele Spiele pfeifen. Deswegen fällt es mir schwer, mich auf ein bestimmtes Highlight zu fixieren. Im Grossen und Ganzen würde ich allerdings sagen, dass es die vielen positiven Feedbacks sind, welche man von Spielern, Trainern oder erfahrenen Schiedsrichtern bekommt. Das tut immer gut.
Bei einem Spiel in Wittenbach ging ich nach dem Spiel vom Platz und die Zuschauer auf der Bühne sind aufgestanden, haben für mich applaudiert und mir gut zugerufen. Das ist schon ein schönes Gefühl, wenn man so für seine Leistung belohnt wird.
Was machst du als Vorbereitung vor dem Spiel, abgesehen von der Spielerkontrolle und dem Warm-up. Machst du Konzentrationsübungen? Bist du nervös? Beschreib mal die Stunden vor einem Einsatz!
Meistens höre ich Musik, um zu entspannen und damit ich nicht nervös werde. Aber ich muss zugeben, dass ich trotzdem meistens sehr nervös bin, da ich noch nicht allzu viel Erfahrung habe. Ansonsten versuche ich, alles ziemlich locker anzugehen, da die Spieler auch merken, wenn man zu angespannt ist und dies oft auch zu angespannter Stimmung auf dem Platz führt. Wichtig ist aber immer, dass ich mich gut vorbereite, indem ich meine Ausrüstung kontrolliere und alle nötigen Informationen bereit habe.
Hast du einen Tipp, wie man als Schiedsrichterin ein Spiel starten sollte?
Ich denke, es ist wichtig, dass man gut mit allen Beteiligten und möglichst auf Augenhöhe kommuniziert. Es hilft nicht, wenn man immer alles zu ernst nimmt. Es sollte auch mal ein kleiner Spass drin liegen, dann ist man eigentlich auf dem richtigen Flow. Natürlich muss man trotzdem aufpassen, dass man sich den nötigen Respekt erarbeitet.
Ansonsten sollte man schauen, dass man gut vorbereitet ist und alles dabei hat – dann kann eigentlich nichts schiefgehen. :)
Hast du einen Tipp, wie man als Spieler*in keine rote Karte erhält?
Eigentlich ganz einfach: Sich an die Regeln halten :)
Es hört sich vielleicht blöd an, aber eigentlich ist es nicht schwierig, sich an die Regeln zu halten, wenn man respektvoll mit allen umgeht. Man sollte sich immer bewusst sein, dass es schlussendlich „nur“ ein Spiel ist und deshalb immer fair bleiben sollte.
Gibt es Situationen, bei denen du die rote Karte sofort zückst? Was muss ein*e Spieler*in tun, um ganz sicher rot zu sehen?
Klar gibt es die!
Dazu gehören zum Beispiel, wenn sich Spieler*innen respektlos verhalten (Schlagen, Spucken, Beleidigungen, übermässige Härte…) oder wenn sie eine offensichtliche Torchance verhindern (DOGSO*).
Könntest du dir vorstellen, dass der Fussball auch ohne Schiri funktioniert?
Ich denke eher nicht, da es dann vermutlich ein grosses Chaos gäbe und sich viele Spieler*innen nicht an die Regeln halten würden. Leider.
Findest du VAR gut? Was ist deine Meinung?
Eigentlich finde ich den VAR gut, da dadurch das Spiel noch fairer wird. Allerdings passieren auch dort Fehler. Aber alles ganz ohne Fehler zu machen ist fast unmöglich.
Hast du als Schiedsrichterin ein Ziel, das du gerne mal erreichen möchtest?
Eigentlich habe ich keine grossen Ziele, da ich auch selbst noch Fussball spiele in der Frauenmannschaft des FC Altstätten.
Wenn ich noch viel erreichen möchte als Schiedsrichterin, müsste ich vermutlich mit dem Fussball aufhören, was ich eigentlich nicht möchte, da es mir viel Spass macht, mit meiner Mannschaft zu spielen. Ausserdem finde ich die Abwechslung zwischen Mannschaftssport und Schiri sein schön. Allerdings möchte ich natürlich weiterhin als Schiri fit bleiben und möglichst viele Spiele pfeifen.
Welche hohen Ziele hast du als Schiedsrichter*in schon erreicht?
Da ich noch nicht lange Schiri bin, würde ich sagen, dass ich stolz darauf sein kann, bereits viele gute Rückmeldungen erhalten zu haben und dass ich auch schon von Schiedsrichter-Coaches für höhere Ligen empfohlen wurde. Ich denke, das kann man auch als erreichtes Ziel sehen.
Kannst du dich an eine witzige Situation erinnern in einem Fussballspiel, das dich zum Lachen gebracht hat? Zum Beispiel ein richtig ungeschicktes Eigentor? Oder einen Flitzer? Beschreib mal!
Oftmals ist es sehr amüsant, den Spielern auf dem Feld zuzuhören, da sie einander oft komische Dinge vorwerfen oder selbst die Regeln kaum kennen.
So spontan fällt mir allerdings nur ein C-Junioren Spiel ein, bei welchem zwei sehr unerfahrene Goalies im Tor standen. Ein Spieler spielte seinem eigenem Goalie den Ball zurück und dieser nahm ihn in die Hand!
Natürlich riefen die gegnerischen Spieler sofort ganz laut «Rückpass!» und machten sich lustig über den Goalie.
Kurze Zeit später passierte aber den Gegnern genau dasselbe und der Goalie nahm den Ball nach einem Zuspiel des eigenen Spielers in die Hand. Plötzlich waren alle ganz ruhig und bereuten, dass sie vorher so vorlaut waren. Das war schon sehr amüsant zu sehen, wie die Spieler realisierten, dass solche Fehler jedem passieren können und man manchmal vielleicht nicht so schadenfroh sein sollte. ;)
Liebe Julina. Wow. Der Moment, als du in Wittenbach stehende Ovationen erhalten hast, muss magisch gewesen sein.
Wir wünschen dir weitere, unbezahlbare Momente und sagen auch dir Danke dafür, dass du als Schiedsrichterin für fairen Sport hinstehst.
* die Erklärung für die Abkürzung findest du im Interview mit Melanie
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