Melanie – Schiedsrichterin des Jahres und Riesentöterin!

Liebe Melanie, du bist ja bekanntlich Schiedsrichterin geworden. 2023 sogar zur OFV-Schiedsrichterin des Jahres gewählt! Was gefällt dir am besten an dieser Funktion?

Das Spannende daran ist, den Fussball aus einer anderen Perspektive zu erleben. Eine Perspektive, die niemand sonst hat auf dem Feld. Ausserdem ist es eine wertvolle Lebensschule, man ist mit anderen gemeinsam unterwegs, agiert als Team. Schiedsrichterin zu sein, bietet mir Möglichkeiten und Perspektiven, die ich als Fussballerin nicht erhalten würde.

Wie viele Spiele hast du schätzungsweise schon gepfiffen?

Das dürften etwas über 200 sein, schätzungsweise 220 Spiele.

Was war bisher dein Highlight? Woran kannst du dich erinnern und denkst: Wow, das war so riiiichtig cool?

Ach, da gibt es viele. Jeder «nächste Schritt» ist eigentlich ein Highlight. Spontan denke an meinen ersten Einsatz im Fernsehen (SG-GC Eröffnungsspiel – übrigens das erste Frauenspiel, das je auf SRF übertragen wurde), an meinen ersten internationalen Einsatz in Polen, aber sicher auch an den Frauen Cupfinal 2024. Das sind schon echt schöne Erinnerungen und können sich sehen lassen.

Was machst du als Vorbereitung vor dem Spiel, abgesehen von der Spielerkontrolle und dem Warm-up. Studierst du zum Beispiel die Tabelle zuvor oder informierst du dich über die Teams? Machst du Konzentrationsübungen? Bist du nervös? Beschreib mal die Stunden vor einem Einsatz!

Das läuft ab wie auch in Spielen der unteren Ligen. Wir besprechen uns im Team, also im Trio, schauen die Teams an, diskutieren unsere Kommunikation, unsere Kompetenzen und legen ein paar Prioritäten fest. Vielleicht ähnlich wie bei den Fussballteams selbst.

Danach haben wir Kontakt mit Spielern und Trainern, unsere Spesen werden von den Vereinen ausbezahlt, das Übliche.

Ich bin jeweils ein wenig nervös bevor es losgeht – besonders, wenn es speziellere Spiele sind, aber so soll es ja auch sein. 

Hast du einen Tipp, wie man als Spielerin keine rote Karte erhält?

Eigentlich ganz einfach, aber anscheinend doch nicht immer: Wichtig ist der respektvolle Umgang mit allen Beteiligten. Auch zum Beispiel, indem man angemessen in die Zweikämpfe einsteigt. Aber natürlich auch im Verhalten und verbal.

Ausserdem sollte man den Fairplay-Gedanken in sich tragen und ein Tor zulassen, statt eine Notbremse zu ziehen, nach dem Grundsatz «DOGSO – Denial of an Obvious Goal-Scoring Opportunity», was auf Deutsch übersetzt «Verweigerung einer offensichtlichen Torchance» bedeutet und mit rot bestraft werden muss. 

Gibt es Situationen, bei denen du die rote Karte sofort zückst? Was muss ein*e Spieler*in tun, um ganz sicher rot zu sehen?

Eben die erwähnte Notbremse (DOGSO) oder alles, was in die Kategorie «Respektlosigkeit» fällt wie Foul mit übertriebener Härte, Tätlichkeit, Beleidigungen oder Schlimmeres (Schlagen, Spucken etc.)

Könntest du dir vorstellen, dass der Fussball auch ohne Schiedsrichter*in funktioniert?

Kommt auf die Definition von Funktionieren drauf an. Irgendwie würde es schon funktionieren, aber es wäre wohl nicht immer gerecht und den Regeln entsprechend.

Findest du VAR gut? Warum?

Grundsätzlich schon, es soll zu mehr Fairness führen, wofür ich und wir Schiris stehen. Natürlich gibt es aber auch dort Fehler, wie auch beim SR ohne VAR.  

Hast du als Schiedsrichterin einen Traum oder ein Ziel, das du gerne mal erreichen möchtest?

Das kann ich ganz kurz beantworten: «Ich lebe meinen Traum!»

Welche hohen Ziele hast du als Schiedsrichterin schon erreicht?

Mein einziges, richtiges Ziel war es, auf gleich hoher Stufe zu agieren wie mein Dad, nämlich in der 1. Liga. Das habe ich erreicht. Ansonsten habe ich nur Ziele erreicht, die andere für mich gesteckt haben. 

Kannst du dich an eine witzige Situation erinnern in einem Fussballspiel, das dich zum Lachen oder zumindest zum Schmunzeln gebracht hat? 

Ja, da gibt es zum Glück immer wieder mal eine witzige Situation! 

Eine davon fällt mir grad spontan ein: Das war bei einem 4. Liga Spiel (oder so). Der Hauptakteur war der Captain der Heimmannschaft. Er war riesig. Wirklich riesig! 

Als ich einmal ein Foul pfiff, rannte er auf mich zu, so dass ich ein wenig Angst bekam und nicht wusste, was als nächstes geschehen würde. Ein sehr eigenartiges Gefühl. 

Er blieb dann aber zum Glück in angemessener Distanz stehen und sagte: «Aber Sie, Frau Schiedsrichterin…» – So wurde ich noch nie genannt und zusammen mit der ganzen Szenerie war das eine unvergesslich witzige, aber auch skurrile Situation, an die ich ab und zu denken muss. 

Liebe Melanie. Dein Job als Schiedsrichterin klingt nach einer interessanten, abwechslungsreichen Abenteuerreise. Man spürt deine Freude! Vielen Dank, dass du uns ein wenig Einblick gegeben hast!

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