Du bist ja Schiedsrichter geworden. Wie ist das passiert? Warum hast du dich für dieses Hobby entschieden?
Ich habe schon im Jahr 2006 in meinem Heimatland als Schiedsrichter angefangen. Damals war ist 16. Und hier in der Schweiz bin ich wieder eingestiegen und darf Spiele pfeifen. Fussball hat mich immer fasziniert und ich liebe die Atmosphäre rund um ein Spiel, ich mag den Wettbewerb und die Bedeutung unserer Rolle auf dem Platz.
Wie viele Spiele hast du schätzungsweise schon gepfiffen?
Ich muss schätzen und denke, es waren sicherlich über 300 Spiele. Von 7-gegen-7-Partien auf Juniorenstufe bis zur vierthöchsten Spielklasse bei den Männern. Ich habe also schon einiges erlebt.
Was war bisher dein Highlight? Woran kannst du dich erinnern und denkst: Wow, das war so riiiichtig cool?
Da kommt mir spontan ein Derby zwischen zwei kleinen Dörfern in den Sinn, bei dem es um den Aufstieg ging. Da war sehr viel Spannung drin. Das Spiel fand an einem verregneten Tag statt und trotzdem waren 1000 Fans am Spielfeldrand.
Ich war der erste Assistent, spielte auf der Bankseite und erinnere mich, wie erschöpft ich nach Hause kam.
Was machst du als Vorbereitung vor dem Spiel, abgesehen von der Spielerkontrolle und dem Warm-up. Beschreib mal die Stunden vor einem Einsatz!
Ich habe meine eigene Routine, komme gerne früh an, um das Stadion zu fühlen, die Trainer kennenzulernen, das Feld zu prüfen und meine Kleidung und Ausrüstung vorzubereiten.
Hast du einen Tipp, wie man als Schiedsrichter*in ein Spiel starten sollte?
Ich halte immer eine kurze Ansprache vor den Teams und fordere sie auf, fair zu spielen und sich gegenseitig mit Respekt zu behandeln. Das bricht normalerweise etwas das Eis.
Hast du einen Tipp, wie man als Spieler*in keine rote Karte erhält?
Da kann ich kurz und knackig antworten: Nichts über die Mutter des Schiris sagen!
Gibt es Situationen, bei denen du die rote Karte sofort zückst? Was muss ein*e Spieler*in tun, um ganz sicher rot zu sehen?
Zuerst mal das Übliche: Ein Spieler, der ein 100%iges Tor verhindert, eine zweite Gelbe Karte bekommt oder sich sehr brutal und gewalttätig verhält, sieht natürlich Rot.
Was ich ausserdem nicht leiden kann: Wiederholte Zeitverschwendung oder respektloses Verhalten gegenüber dem Trainer oder anderen Spielern.
In solchen Fällen reicht aber zum Glück oft ein Blickkontakt von eine etwas lautere Ansage von mir, um eben diese Karte zu verhindern.
Könntest du dir vorstellen, dass der Fussball auch ohne Schiedsrichter funktioniert?
Nein. In jedem Wettbewerb sollte es eine neutrale, unabhängige Person geben, die Entscheidungen trifft. Menschen sind oft nicht ehrlich, wenn es um Sport geht.
Findest du VAR gut oder wie stehst du dazu?
Eine schreckliche Idee. Fussball wird nie wieder derselbe sein. Ich bevorzuge immer die Entscheidung im Moment, selbst wenn sie nicht “perfekt” ist. Das Warten auf VAR-Entscheidungen, manchmal minutenlang, zerstört die Spontanität des Spiels komplett.
Hast du als Schiedsrichter einen Traum oder ein Ziel, das du gerne mal erreichen möchtest?
Eigentlich nicht. Ich habe kein konkretes Ziel. Ich möchte einfach weitermachen, solange ich Spass an den Spielen habe. Es macht mehr Freude, wenn die Spiele wettbewerbsfähiger werden und ich das Gefühl habe, bei jeder Aktion auf dem Platz dabei zu sein. Mein Ziel ist es also in erster Linie, Spass zu haben und etwas zu einem guten Spiel beizutragen.
Welche hohen Ziele hast du als Schiedsrichter schon erreicht?
Etwas, worauf ich stolz bin: Ich erfahre sehr oft Respekt von Spielern, die ich schon öfter gepfiffen habe. Ich empfinde das als grosse Auszeichnung, denn es heisst, dass sie meine Leistung als Schiedsrichter anerkennen.
Kannst du dich an eine kurrlige Situation erinnern in einem Fussballspiel, das dich zum Schmunzeln gebracht hat?
Da fällt mir eine Szene ein, die irgendwie amüsant, aber andererseits nicht so lustig war: In meinem ersten Jahr als Schiri ging ich mit zwei Freunden, die mich als Assistenten an der Seitenlinie unterstützen wollten, zu einem Spiel mit 12- bis 14-jährigen Spielern.
Während der ersten Halbzeit merkte ich aus dem Augenwinkel, dass einer meiner Assistenten auf dem Boden sass und heftig mit der Fahne winkte. Er war beim Verfolgen des letzten Verteidigers umgeknickt, weil er in ein Loch getreten war. Leider konnte er nicht mehr aufstehen. Ein schöne Hilfe war das. ;)
Ich machte mit nur einem Assistenten weiter, während der verletzte Freund den Rest des Spiels an der Mittellinie verweilte und auf uns wartete.
Lieber Yarden. Spannend, wie du dein Hobby erlebst und welche positiven Dinge du daraus ziehst. Als FC Altstätten und wohl auch im Namen aller Fussballspieler*innen bedanken wir uns bei dir und bei allen Spielleiter*innen. Wie du wohl richtig sagst: Ohne euch ginge es wohl nicht sehr fair zu und her auf dem Fussballplatz.
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